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unter hamburg

Ein Bauwerk im Elbhang wird nach Jahrzehnten erstmals geöffnet

 

Dokumentation eines Bunkers an der Helgoländer Allee 

 

(Von Kai Gerullis)

Wer aufmerksam von den Landungsbrücken in Richtung Reeperbahn geht, dem mögen die vermauerten Eingänge aufgefallen sein: Seit Jahrzehnten verschlossen, führten sie ursprünglich zu einem dreistöckigen Rundbunker, der nahezu unsichtbar im Hang an der Helgoländer Allee direkt unter der Jugendherberge versteckt ist. Gemeinsam mit dem Verein "Hamburger Unterwelten" blickten Mitglieder von unter hamburg e.V. am 20. Oktober 2007 hinter den steinernen Verschluss, um die Bunkeranlage für die Öffentlichkeit zu dokumentieren.

 

Der Bunker entstand im Jahre 1941 und bot im Zweiten Weltkrieg 630 Personen Platz. Er wurde von den Nationalsozialisten errichtet, um insbesondere den Hafenarbeitern und den Barkassenkapitänen Schutzräume gegen Luftangriffe zur Verfügung zu stellen. Nach dem Krieg diente die dreistöckige Bunkeranlage unter anderem als Kartoffellager. Die längste Zeit aber rottete das Bauwerk ungenutzt im Berghang vor sich hin. Als vor einigen Jahren die Eisentüren aufgebrochen wurden und Menschen die ehemaligen Bunkerräume für Feiern und als improvisiertes Nachtlager nutzten, ließ die Hansestadt beide Zugänge vermauern. Seitdem hat die Räume niemand mehr betreten.

 

Vor einer ersten Begehung musste jetzt allerdings schweres Gerät herangeschafft werden: Der THW Ortsverband Hamburg Mitte öffnete die Mauer fachgerecht mit einem Abbruchhammer. Anschließend waren die freiwilligen Helfer, für die die Aktion eine willkommene Übung war, mit einer Überraschung konfrontiert: Hinter der massiven Mauer befand sich eine ebenso stabile Stahltür, die zudem verschweißt war. Erst als auch dieses Hindernis dem modernen Werkzeug gewichen war, konnte ein Spürtrupp unter Atemschutz die Räume in Augenschein nehmen. Ergebnis: Keine Gase in den Räumen, und auch die Gummistiefel konnten im Auto bleiben; denn in allen drei Stockwerken hatten sich nur geringe Mengen Wasser angesammelt.

 

Das THW musste erst eine Mauer vor dem Eingang entfernen.
Anschließend galt es eine verweißte Stahltür zu öffnen.
Dann konnte die Dokumentation im Inneren des Bunkers beginnen.

 

Für die Mitglieder von unter hamburg e.V. bestätigte sich im Bauwerk schnell eine Vermutung: So ist die Anlage nahezu identisch mit dem Tiefbunker am Berliner Tor, durch den der Verein regelmäßig Führungen anbietet [mehr]. Allerdings wurde der Schutzraum am Berliner Tor Anfang der 60er Jahre den Erfordernissen des Kalten Krieges angepasst – dabei wurde der Grundriss stark verändert. Auch für die Anlage an der Helgoländer Allee gab es im Jahr 1970 Überlegungen, den Bunker den Erfordernissen der Zeit anzupassen und einen Umbau zu beginnen. Diese Pläne wurden nie verwirklicht.

 

Eigenwillig ist der Zugang an der Helgoländer Allee. Hinter dem vermauerten Zugang führen zwei parallele Gänge in die mittlere bzw. untere Etage. Mithilfe dieses Zugangs unterquerten die Schutzsuchenden den Fußweg unterhalb der Jugendherberge, um so den Bunker im Hang zu erreichen. Das Gebäude ist im Vergleich zu anderen Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg im guten Zustand. Technische Anlagen wie Lüftung und Elektroinstallationen wurden entfernt. Teilweise erhalten sind umfangreiche Wandmalereien. Zudem befinden sich noch Originaltüren sowie Details wie Toilettenrollenhalter oder Lampenfassungen in den Räumen. An diverse Nachnutzungen erinnern dagegen Müll und leere Alkoholflaschen.

 

In den Räumen sind, wie hier in der Gasschleuse, noch zahlreiche Hinweise an den Wänden vorhanden.
Ein langer Gang führt von den Eingangstüren zum Bunker im Hang unter der Jugendherberge.
Das Innere des Bunkers ist gut erhalten - auch wenn der Rost einige Türen arg zerfressen hat.

 

Die Mitglieder beider Vereine haben die Räume ausführlich vermessen, fotografiert und gefilmt. Nach der Dokumentation wurde der Bunker noch am selben Tag fachgerecht vermauert und ist nicht mehr zugänglich. Ohne Probleme kann dagegen jetzt die Tierwelt die unterirdische Anlage erobern: Unter Aufsicht der Mitglieder des Fledermaus-Projekts des BUND Hamburg schnitten THW-Helfer mehrere kleine Öffnungen in die Stahltüren. Sie sollen den kleinen Säugetieren künftig den Einflug in ein neues Fledermausquartier ermöglichen, in dem sie ungestört überwintern können.

 

Standort des Bauwerkes auf Google maps

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