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Hamburgs dunkle Welten

 

(von Jörn Lindner)

 

Der Gründer des Vereins „Hamburger Unterwelten“, Ulrich Christiansen, legt in seinem 2008 beim Berliner Christoph Links Verlag erschienen Buch eine äußerst gelungene Zusammenfassung der Themenfelder der unterirdischen Geschichte Hamburgs vor. Nach dem Beginn in der Geologie des Untergrundes der Stadt, spannt sich ein Bogen über Wasserversorgung und Kommunikation bis hin zu den Verkehrs- und Bunkerbauwerken der Stadt. Auch besondere Entwicklungen wie die Kohleförderung in Harburg werden kurz angerissen.

 

Christiansen legt sein Hauptaugenmerk jedoch auf die Geschichte des unterirdischen Verkehrs der Stadt. Schwerpunkte sind dabei die drei großen Tunnel der Stadt – beginnend beim so genannten „Schellfischtunnel“ über die beiden Elbtunnel – sowie der öffentliche Nahverkehr. Letzterer bildet augenscheinlich den Forschungsschwerpunkt des Autors, da in äußerst detailreicher, jedoch nicht überladener Form die Geschichte von den ersten Pferdebahnen über den Bau verschiedenster Tunnelanlagen bis zur heutigen Form des HVV-Netzes dargestellt wird. Zahlreiche Fotos dokumentieren den Bau bestehender Strecken, aber auch nicht realisierte Bauvorhaben werden dem Leser vorgestellt.

 

Durch eine detaillierte Beschreibung der unterirdischen Anlagen am Hauptbahnhof verknüpft Christiansen die beiden Themenfelder „Hochbahn“ und „Zivilschutz“ am Beispiel des Bunkers Steintorwall. Der Autor beginnt dabei mit der Herleitung des Begriffes „Mehrzweckanlage“ und spannt so wieder den Bogen zur Geschichte zahlreicher S- und U-Bahnhaltestellen der Stadt, vom Zweiten Weltkrieg bis heute. Bei der historischen Einleitung zur Anlage am Steintorwall fehlt leider ein Verweis auf den Einsatz von Zwangsarbeitern während des Baues. Die Beschreibung der geplanten Nutzung der Anlage im Falle eines atomar geführten „dritten Weltkrieges“ lässt hingegen keine Fragen offen.

 

Insgesamt ist das Buch ein guter Einstieg für Interessierte der unterirdischen Geschichte Hamburgs, zumal die Texte mit einer großen Anzahl Fotos illustriert wurden. Fachleuten fehlt hingegen ein Anmerkungsapparat, so dass im Endeffekt mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden.

 

Ch. Links Verlag, Berlin Preis 29,90 Euro

 

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