von Malte Thießen [*]
Flak-Bunker an der Feldstraße (Foto: Hauke Thießen) |
„Der alte Flak-Bunker an der Feldstraße ist wirklich ein Hingucker. Wie ein mittelalterliches Festungswerk steht er markant und überragt alles“, [1] schwärmte Ende 2005 ein Tourist über seinen Reisetipp in die Hansestadt. Dieser „Hingucker“ und zahlreiche weitere Bunker aus der NS-Zeit sind Folge eines ambitionierten Bauprogramms, dank dessen Hamburg mit einer einmaligen Bunkerdichte aufwarten kann. Tatsächlich kommt man in Hamburg um Bunker nicht herum – und zwar im eigentlichen Wortsinne. Sie sind die häufigsten und markantesten baulichen Zeugnisse der NS-Zeit.
Bunker sind in der Hansestadt jedoch nicht allein wegen ihrer hohen Verbreitung präsent, sie bieten zudem häufig Anlass zur Diskussion. Als Steine des Anstoßes oder Objekte der Begierde erregten sie stets große Aufmerksamkeit. Dieser langen „Nachgeschichte“ von Hamburger Luftschutzbunkern soll im Folgenden nachgespürt werden: Ob als Symbol des deutschen Nachkriegsleids, als Beweis des Wiederaufbaus oder als umstrittenes „Mahnmal“: Der öffentliche Umgang mit Bunkern lässt sich als gesellschaftlicher Seismograph verstehen, in dem sich zeitgenössische Fragen zur Sozialpolitik und Debatten um Krieg und Wiederaufrüstung oder um den Umgang mit der NS-Vergangenheit niederschlagen. Als Zeugnisse der Hamburger „Erinnerungskultur“ [2] und als „Erinnerungsorte aus Beton“ [3] geben sie daher Einblick in mentalitäts- und sozialgeschichtliche Entwicklungen Hamburgs von der Nachkriegszeit bis in unsere Gegenwart.
Ob als Lager-, Wärme- oder Wartehallen, als Ausgabestellen für Notspeisungen oder als Wohnraum: Auch nach der britischen Besetzung der Hansestadt am 3. Mai 1945 behielten Bunker im städtischen Leben wichtige Funktionen. Entsprechend scharfe Kritik ernteten britische Sprengungen oder Entfestigungen von Bunkern, [4] wie sie seit Dezember 1945 auch in Hamburg umgesetzt wurden: Vor allem für Hamburgs Politiker und Verwaltungsbeamte ein wichtiges Argument in der Auseinandersetzung mit der Militärregierung um Wohn- oder Lagerraum. Als im Oktober 1947 zwei riesige Gefechtsbunker im Stadtteil Wilhelmsburg demontiert werden sollten, warnte Bürgermeister Max Brauer die britische Militärregierung, dass mit den Bunkern die „hoffnungsvollen Anfänge friedlicher Aufbauarbeit sinnlos vernichtet“ würden. [5] Obwohl in diesem Fall jegliche Intervention folgenlos blieb und die Bunker trotzdem gesprengt wurden, stellten Hamburger Presse und Bevölkerung zumindest mit Genugtuung fest, dass die Fassade des großen Gefechtsbunkers den Sprengladungen standgehalten hatte: „Nur langsam“, so berichtete eine Zeitung vom Tag der Sprengung, „verzog sich der Qualm und ganz langsam stieg auch der Bunker in seinen äußeren Umrissen wieder daraus empor, zum Teil höhnisch, größtenteils aber freudig begrüßt von den nach vielen tausenden zählenden Menschen“. [6] In der frühen Nachkriegszeit bedienten Bunker offenbar ein kollektives Identifikationsbedürfnis, schienen sich mit den Bunkern doch deutsche Werte – oder zumindest deutsche Wertarbeit – gegen die Militärregierung zu behaupten. Für zahlreiche Kinder war die unvollständige Sprengung folglich ein freudiger Anlass, „Made in Germany! Made in Germany!“ rufend durch den Stadtteil Wilhelmsburg zu laufen. [7]
Dass der häufige Hinweis auf Wohnbunker in politischen Auseinandersetzungen in erster Linie dem Symbolgehalt der Betonbauten geschuldet war, zeigt ein Blick auf die Statistik: Im Oktober 1946 zählte das Wohnungsamt weniger als 2.300 Bunkerbewohner, also weit unter 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Und selbst ein Jahr später, als sich die großen Flüchtlingsströme der ersten Nachkriegsjahre in Hamburg niedergelassen hatten, konnten höchstens 3.500 Vertriebene und Saisonarbeiter gezählt werden, die „fest wohnend“ in Bunkern untergebracht waren. [8] Die starke Anteilnahme am „Wohnbunkerproblem“ resultierte also eher aus dem großen Imaginationsangebot der Bunker als aus deren tatsächlicher Bedeutung. Das triste Leben der „Bunker-Menschen“ [9] bildete für das Nachkriegselend eine kollektive Projektionsfläche. „Wer das Leben des Durchschnitts-Hamburgers kennen lernen will“, erklärte Max Brauer folglich bei seiner Vereidigung Ende 1946 zum Bürgermeister, der „gehe in die Bunker“ [10] – obgleich der von Brauer genannte „Durchschnitts-Hamburger“ hier kaum zu finden war. Für die Hamburger waren Bunker vielmehr kollektive Erinnerungsorte, in denen das verbreitete Gefühl der Niederlage seinen Ausdruck fand: „Die Hoffnungslosigkeit jener Monate nach dem Zusammenbruch“, so fasste das Evangelische Hilfswerk die Lage nach Kriegsende zusammen, „ballte sich in der feuchten Dunkelheit der Bunkerkabinen“. [11] Trotz ihrer geringen praktischen Bedeutung waren Bunker also öffentliche Ikonen, in denen sich die kollektiven Sorgen der ersten Nachkriegsjahre verdichteten.
In dieser Funktion blieben Bunker auch für die Auseinandersetzung zwischen den Hamburger Parteien von Bedeutung. In Debatten und Wahlkämpfen wurde die „Bunkerkarte“ bis in die Fünfzigerjahre ausgespielt, wenn dem politischen Gegner sozialpolitisches Versagen unterstellt oder das eigene soziale Profil geschärft werden sollte. Demgemäß beklagte die kommunistische „Hamburger Volkszeitung“ im Juni 1946 anlässlich einer „Besichtigungsfahrt“, dass im „Bunkerelend“ der Hansestadt nur Arbeiter „leben müssen, während ehemalige Nazis, Schwarzhändler und Großschieber noch immer in den Wohnungen sitzen“. [12] Für die Regierungsparteien wiederum waren die „Bunkerleute“ [13] eine sozialpolitische Herausforderung, deren Bewältigung ostentativ hervorgehoben werden musste. Sozialsenatoren wiesen beständig darauf hin, dass „die Gefahren des Lager- und Bunkerlebens“ [14] höchste Aufmerksamkeit erfahren würden. Entsprechende Erfolgsmeldungen fanden sich daher gehäuft im Vorfeld wichtiger Wahltermine. So verkündete der SPD-Senat noch schnell vor der Bürgerschaftswahl im November 1953 die Schließung zweier Wohnbunker, die ein Signal von der erfolgreichen Wohnungspolitik gäbe. [15] Ein Jahr nach dieser für die CDU erfolgreichen Bürgerschaftswahl machte Sozialsenator Ernst Breidenbach das Ende der Wohnbunker und Notunterkünfte sogar zu einem Hauptanliegen christdemokratischer Sozialpolitik: Das „Erbe unseliger Zeiten, Schandflecke in unserer Stadt“ müssten umgehend verschwinden, so dass die „vom Krieg hinterlassenen“ [16] Spuren endgültig aus dem Stadtbild getilgt würden.
Ab Mitte der Fünfzigerjahre besann man sich vor dem Hintergrund des Kalten Krieges auch in Hamburg wieder auf die ursprüngliche Funktion von Bunkern. Deren Reaktivierung war in der Hansestadt jedoch alles andere als populär, wurden Debatten um die Wiederbewaffnung und atomare Aufrüstung hier doch besonders intensiv geführt. Angesichts der gestiegenen Vernichtungskapazität erschien das Überleben im atomsicheren Schutzraum wenig erstrebenswert, so dass der „Hamburger Anzeiger“ anlässlich einer Luftschutzausstellung in Hamburg 1956 kritische Leserstimmen sogar in Gedichtform goss:
„Also wird aus Luftschutzgründen / sich der Mensch in Bunkern finden,
die mit vielen Kellerstiegen / unter unserer Erde liegen.
Und so sitzen Gottes Kinder / unten dann wie arme Sünder,
fern dem warmen Himmelslichte / und verbergen die Gesichte.
Denn was nützt uns solcher Hort, / während rings das Land verdorrt /
und verwüstet alles Leben, / das uns Gott dereinst gegeben!“ [17]
Da der Senat beim Thema Luftschutz in den folgenden Jahren meist kritische Reaktionen erntete und Bunkerneubauten sogar Mahnwachen provozierten, [18] bemühten sich die Behörden fortan, Bunker nicht zu einem allzu großen Thema zu machen. 1965 war eine vom Senat berufene und mit der späteren „Zeit“-Herausgeberin Marion Dönhoff prominent besetzte Studiengruppe ohnehin zu dem Ergebnis gekommen, dass Instandsetzung und Neubau von Luftschutzbunkern für den atomaren Ernstfall „nicht zu empfehlen“ [19] seien: Denn wegen der kurzen Vorwarnzeiten könne der Senat allenfalls einem Bruchteil der Bevölkerung einen Platz im Schutzraum garantieren. Während des Kalten Krieges verloren Bunker also nicht nur ihre positive Konnotation als Zufluchtsort. Sie erschienen in der Diskussion um die Folgen eines Atomkrieges sogar als besonders zynische Symbole naiver Sicherheitsillusionen, konnte doch nur ein Bruchteil der Bevölkerung auf einen Platz im „atomsicheren“ Luftschutzraum hoffen. Ironischerweise hielten Bunker demnach gerade wegen ihrer Monumentalität den Hamburgern die bittere Erkenntnis vor Augen, wie gering die „Chancen im Falle X“ [20] waren, wie die „Welt“ ihren Beitrag zur oben genannten Luftschutzausstellung überschrieb.
Anfang der Achtzigerjahre avancierten Bunker deshalb zu einem besonders schlagkräftigen friedenspolitischen Argument. Die stille „Reaktivierung“ und der anhaltende Ausbau von Bunkern waren als „Bunkerproblem“ [21] für die Hamburger Friedensbewegung das Reizthema, das von den neu gegründeten „Grünen“ auch in die politische Debatte getragen wurde. Dankbaren Anlass bot hierfür etwa eine Initiative der Kulturbehörde, von der ein Ideenwettbewerb zur Bemalung der Hochbunker ins Leben gerufen wurde, um die „urbane Identität Hamburgs“ zu verbessern und „ästhetische Defizite“ [22] abzubauen. Als „Verharmlosung von Kriegsgefahr“ brandmarkte die GAL-Fraktion daraufhin in einer Pressekonferenz am 3. Mai 1983 diese Aktion. [23] Zahlreiche Friedensgruppen schlossen sich diesem Urteil an, so die „Freie Vereinigung bildender Künstler“, die im Namen von 120 Künstlern die symbolische Bedeutung von Bunkern präzisierte: „Für uns ist ein Bunker nach wie vor ein Kriegsgegenstand. Daran können wir nicht arbeiten“. Zudem würden Bunker „die Illusion“ aufrechterhalten, „in einem zukünftigen Krieg überleben zu können“. [24] Im Kontext der Diskussionen um den „NATO-Doppelbeschluss“ und die Pershing-Stationierungen waren Bunker für Friedensbewegung, GAL und Teile der SPD also ein zweifaches friedenspolitisches Argument: Sie symbolisierten sowohl die Sinnlosigkeit des Überlebens nach einem Atomschlag als auch die heimliche Aufrüstung der Hansestadt unter dem Deckmantel verschleiernder Bunker-Ästhetik.
Das Ende des Kalten Krieges erwischte den Zivilschutz besonders kalt: Während sich in Hamburg in den Achtzigerjahren immerhin noch 65 Bunker des Zweiten Weltkriegs im Zivilschutzprogramm und 20 weitere in Planung oder im Bau befanden, [25] brachte die Ost-West-Entspannung eine deutliche Zäsur. Im Juni 1990 erklärte das Zivilschutzamt der Hamburger Innenbehörde, dass die Reaktivierung von Luftschutzräumen gestoppt worden sei. [26] Einige der Bunker, insbesondere die gewaltigen Hoch- und Gefechtsbunker, wurden nun plötzlich zu einem „kolossalen Problem“, [27] wie das „Hamburger Abendblatt“ doppelsinnig titelte. Seit 1990 sprach Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) deshalb vom Gefechtsbunker auf dem Heiligengeistfeld als „Schandfleck“, der endlich aus dem Stadtbild verschwinden müsse. Erstmals seit der Besatzungszeit standen plötzlich wieder Sprengungen von Bunkern zur Diskussion.
Gegen dieses Vorhaben wehrten sich jetzt allerdings nicht nur zahlreiche Mieter der Bunker oder besorgte Anwohner. Auch der Denkmalschutz meldete sich engagiert zu Wort. Gerade wegen ihrer „Brutalität“, so zitierte im August 1990 die „Bergedorfer Zeitung“ das Denkmalschutzamt zur geplanten Sprengung des Gefechtsbunkers auf dem Heiligengeistfeld, seien die Anlagen erhaltenswert: Die Bevölkerung werde mit den Bunkern stets „an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erinnert, die [...] nicht verdrängt werden sollten“. [28] Ob die starken Proteste gegen die Sprengungsabsichten den Ausschlag gaben oder die gewaltigen Kosten von fast 30 Millionen DM: Der riesige Gefechtsbunker bleibt bis heute unberührt und ist seit seiner Unterschutzstellung ein „markantes Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“, [29] wie die Kulturbehörde erklärte.
Ebenfalls in den Neunzigerjahren nahmen sich Geschichtsinitiativen und Bildungseinrichtungen der baulichen Reste der NS-Zeit an. Das wachsende Interesse an den neuen Denkmälern wurde also auch von einer Welle der Musealisierung getragen. So war zum 50. Jahrestag der „Operation Gomorrha“ 1993 im „Museum für Hamburgische Geschichte“ (heute „Hamburgmuseum“) ein nachgestellter Luftschutzraum der Höhepunkt einer großen Ausstellung. [30] Während die Zeitzeugen des Luftkriegs dieser Nachstellung der Luftkriegserfahrung eher skeptisch gegenüberstanden, fand sie bei den Nachgeborenen großen Anklang. Ähnlich positive Erfahrungen machte das 1997 eröffnete „Bunkermuseum“ des Stadtteilarchivs Hamm. In dem restaurierten Röhrenbunker fanden sich umgehend zahlreiche Jugendliche auf den spartanischen Holzbänken ein. [31] Noch stärker inszenierte das „Wolfgang-Borchert-Mahnmal“ (ein Anfang 1995 von den Künstlern Michael Batz und Gerd Stange restaurierter Bunker im Stadtteil Eimsbüttel) den Bunkerbesuch als „Erlebnis“ – und erntete damit ebenfalls ein starkes Echo in der Presse. Denn ein Bunker vermittle „Krieg nicht als abstraktes Zeichensystem oder etwas Symbolhaftes“, sondern als Ort, der „Angst, Beklemmung und Bedrängnis“ erlebbar mache, wie die Presse hervorhob. [32]
Dass sich in solchen Bunkermuseen nur selten Zeitzeugen einfanden, lag an dem einfachen Umstand, dass diese seit den Neunzigerjahren eine Minderheit darstellten. Für den öffentlichen Umgang mit Bunkern ist diese recht banale Erkenntnis von fundamentaler Bedeutung: Denn die wachsende Akzeptanz von Bunkern als Denkmal, Erinnerungs- oder Erlebnisort ging mit dem Verschwinden des kommunikativen Gedächtnisses einher. Erst das Interesse der „Nachgeborenen“ an persönlicher Vergegenwärtigung eröffnete einen Markt für Bunkererinnerungen. Die Stadt entsprach diesem wachsenden Interesse seit der Jahrtausendwende im Übrigen mit großzügigen Unterschutzstellungen: Am 26. Oktober 1999 ließ der Senat zum ersten Mal ein großes Bunkerhaus in Eimsbüttel in die städtische Denkmalliste eintragen, seither sind zahlreiche Bunker unter Denkmalschutz gestellt [33] und für Besucher geöffnet worden – nicht zuletzt dank des Engagements von Denkmalschutzamt, Stadtteilarchiven und Bunkervereinen und -Initiativen wie „unter hamburg e.V.“. Am Anfang des neuen Jahrtausends sind Bunker daher dank privater Initiative und staatlicher Unterstützung fest im kulturellen Gedächtnis der Stadt verankert.
Seit ihrer Historisierung in den Neunzigerjahren sind Bunker Aktivposten in der lokalen Auseinandersetzung um die NS-Vergangenheit, gibt es in der Hansestadt doch keine anderen Bauten der NS-Zeit, die es an Präsenz mit ihnen aufnehmen könnten. Diese Bedeutung dieser Erinnerungsorte bringt indes einige Fragen mit sich. Denn die Diskussion um Bunker als Denk- oder Mahnmale führt nicht nur zu der Überlegung, ob sie an die NS-Zeit erinnern, sondern auch wie sie dies tun sollen. Selbstverständlich geben Bunker einen unmittelbaren Eindruck von der Erfahrung des Luftkriegs, sie gelten daher zu recht als „Mahnmale des Krieges“, „die an die Katastrophe“ [34] erinnern. Die kulturelle Fixierung von Bunkern als Mahnmale des Krieges passt daher gut in den erinnerungskulturellen Tenor der Hansestadt, nach dem vor allem der Luftkrieg und dessen Folgen als bittere Lehre der Vergangenheit zu verstehen sei. Denn nicht das NS-Regime und die alltägliche Verfolgung, sondern die schweren Luftangriffe vom Juli 1943, die „Operation Gomorrha“ bleibt bis heute die städtische Meistererzählung, mit der sich die Mahnung vor „Krieg und Faschismus“ verbindet. [35]
Die Musealisierung und Historisierung von Bunkern wäre daher immer wieder kritisch zu hinterfragen: Wenn Bunker als Mahnmale Aufmerksamkeit finden, beschränkt sich der Fokus auf die NS-Zeit meist auf das „Katastrophen“-Jahr 1943. Als Erinnerungsorte verweisen Bunker dann allein auf lokale Kriegsereignisse, die aus ihren historischen Ursachen und politischen Kontexten gehoben werden. Der zukünftige Umgang mit Bunkern sollte also auch daran zu messen sein, inwiefern sich die – fraglos schrecklichen – Kriegserfahrungen in eine umfassende NS-Geschichte der Stadt integrieren lassen. Die „Nachgeschichte“ der Hamburger Bunker ist also nicht nur eine unendliche Geschichte, die zweifellos auch in den kommenden Jahren immer wieder für öffentliche Aufregung sorgen wird, sondern zugleich ein Seismograph für das historische Bewusstsein der Stadt.
(Dr. phil. Malte Thiessen ist Juniorprofessor für Europäische Zeitgeschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.)