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Boote unter Beton: Die Hamburger U-Boot-Bunker, Hamburg 2007

 

(von Hajo Neumann)

 

Die deutschen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, welche nach wie vor in vielen Städten zu sehen sind, fristen in der öffentlichen Wahrnehmung ein zwiespältiges Dasein: Einigen erscheinen sie als Synonym für Zwangsarbeit und Bombenkrieg und damit für die Schrecknisse des Krieges. Andere sehen in der Verbunkerung Europas eine strategische, technische und logistische Meisterleistung.

 

Jan Heitmann zählt sicher zu den Bewunderern, denn gleich in der Einleitung seiner Dokumentation über die Hamburger U-Boot-Bunker bezeichnet er diese als Teil des „größten Bauprojekts der Menschheitsgeschichte“. Das Buch, zugleich der erste Band der „Schriftenreihe der Hamburger Unterwelten e.V.“ ist vor allem als Bildband angelegt. Der Autor verortet es als Beitrag zur Marinegeschichte, der Geschichte des Festungsbaus, sowie der Lokalgeschichte, der Technik- und Wirtschaftsgeschichte. Auf 94 Seiten präsentiert Heitmann vor allem historisches Bildmaterial, welches den Bau der Bunkeranlagen zum Schutz der U-Boot-Produktion in Hamburg bis zur Sprengung ihrer letzten Überbleibsel im Jahr 2001 dokumentiert. Planskizzen verdeutlichen unvollendete Bauvorhaben der Kriegsmarine und erläutern schematisch die Produktion des neuen U-Boot-Typs XXI innerhalb der Bunker.

 

Auch die Bombentreffer der Alliierten in den Anlagen werden dokumentiert. Heitmann ist es gelungen, vielen noch heute existierenden Spuren dieser Bauten nachzuforschen und einen Eindruck von der Größe der Projekte zu vermitteln. Akribisch und präzise erläutert er die Absichten der Kriegsmarine, den Umfang der geleisteten Arbeiten und die Menge des benötigten und verbauten Materials. Ebenso berücksichtigt er die Angriffe alliierter Bomberverbände und deren Auswirkungen auf die Bautätigkeit.

 

Der Leser erhält darüber hinaus einen Eindruck von den technischen und logistischen Problemen des U-Boot-Baus. Leider gibt sich das Buch bereits mit der Erfüllung dieser Aufgabe zufrieden. Eine Gliederung, ein Anmerkungsapparat sowie ein umfangreicheres Literaturverzeichnis wären wünschenswert gewesen. So kann das Buch schlecht als Nachschlagewerk verwendet werden, da eine Unterteilung in Kapitel nicht vorgenommen wurde. Formale wie inhaltliche Ansprüche bleiben zum Teil unbefriedigt. Vielmehr weist bereits die Einleitung darauf hin, dass Heitmann dem Mythos der deutschen U-Boot-Waffe erlegen ist und ihre tatsächlichen militärischen Erfolge in beiden Weltkriegen und die Bedeutung des Typ XXI weit überschätzt. Auch versäumt der Autor es, der Frage nach dem Einsatz von Zwangsarbeitern auf den Baustellen mehr als einige kurze Absätze zu widmen.

 

Wer sich also für technische und logistische Aspekte des Bunkerbaus an einem prominenten Beispiel interessiert, der wird vor allem an der reichhaltigen Bebilderung seine Freude haben. Hamburger erfahren Neues über Bauwerke, die noch vor einigen Jahren bei Hafenrundfahrten betrachtet werden konnten. Weiterführende Fragen werden jedoch nicht beantwortet und eine umfassende, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Darstellung des Baus der Hamburger U-Boot-Bunker bleibt nach wie vor ein Desiderat.

 

(Dr. phil. Hajo Neumann ist Marinehistoriker, lebt und arbeitet in Wilhelmshaven.)

 

Elbe Spree Verlag, Hamburg Preis 24,00 Euro

 

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