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Zeitgeschichtlicher Kontext der Arbeit von "unter hamburg"

 

 

Der Ausgangspunkt von jeglicher Geschichtsvermittlung – sei es über Stadtrundfahrten oder Führungen – ist es, dass sich Geschichte am anschaulichsten über konkret greifbare Gegenstände vermitteln lässt. Bunker, als streitbare Zeugnisse der Geschichte, bieten daher einen guten Ausgangspunkt.

 

Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht das Bauwerk an sich im Mittelpunkt der Betrachtung steht, sondern die Bedeutung, die diesem zukommt. Nicht die technischen Details – und seien sie noch so gut dargestellt – sind von Belang, sondern der historischen Kontext.

 

Dabei bildet folgende Feststellung die Grundlage: Die Darstellung von Geschichte ist immer eine gesamtgesellschaftliche „Konstruktion" oder besser eine Interpretation historischer Ereignisse aus dem jeweiligen „Heute".

 

Bei jeder Aussage über historische Zeugnisse muss daher nicht nur der historische Zusammenhang, sondern auch der jeweils gegebene, aktuelle politische Bezugsrahmen mit reflektiert werden. So hat Peter Reichel in seinen Büchern immer wieder darauf hingewiesen, dass mittels der Erinnerungskultur an die Ereignisse der Zeit des Nationalsozialismus durchaus politische Zielstellungen definiert, verfolgt und schließlich durchgesetzt werden können. So haben z.B. die öffentlichen Diskussionen um die Schriften von Jörg Friedrich gezeigt, wie die Rezeption des alliierten Luftkriegs gegen Deutschland für eine konkrete politische Intention, nämlich die Veränderung des Geschichtsbildes der Zeit des Nationalsozialismus – eine Verschiebung von der Täter- hin zu einer Opferrolle – funktionalisiert werden kann. Da es sich bei einer Vielzahl der Bunker um Bauwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus handelt, muss dessen Rezeptionsgeschichte mit behandelt werden.

 

Eine Führung, die sich auf Geschichte bezieht, muss reflektieren, dass heutzutage die Teilnehmer an einer solchen Veranstaltung, bedingt durch die verschiedenen grundlegenden historischen Einschnitte, sehr unterschiedliche politisch-historische Bezugsrahmen haben. So reicht die Bandbreite von Teilnehmern, die die Zeit des Nationalsozialismus aus eigenem Erleben kennen, über Menschen, die in der Zeit des Kalten Krieges politisch sozialisiert worden sind, bis hin zu Jugendlichen, die über die politischen Zusammenhänge des Kalten Krieges unwissend erscheinen.

 

Unter dem Bezugsrahmen werden hier die, aus der politischen Sozialisation gebildeten Erfahrungen und Denkmuster verstanden. Wer die Zeit des Kalten Krieges politisch bewusst erlebt hat, konnte die Vorstellung entwickeln, dass es die eine oder die andere Ideologie gibt bzw. gab, für deren gesellschaftliche Durchsetzung es sich augenscheinlich zu kämpfen lohnte. Für denjenigen, der nach dem Zusammenbruch der Ideologien, im heutigen „Zeitalter der Katastrophen" aufgewachsen ist, muss eine, wenn auch nur in Ansätzen ideologiegeprägte politische Grundhaltung, irrelevant erscheinen.

 

Mit der immer größer werdenden historischen Distanz vollzieht sich, im Bezug auf das Dritte Reich, ein Wechsel von der Zeitgeschichte zur allgemeinen Geschichte – vom individuellen zum kollektiven Gedächtnis. Dieser Wechsel öffnet das Feld zu den verschiedensten Interpretationsformen im Bezug auf Bunkeranlagen. Allerdings stellt der Wechsel auch neue Anforderungen an die Vermittler von Geschichte.

 

Der Wechsel vollzieht sich, da die Generation, die den Zweiten Weltkrieg bewusst miterlebt hat, ausstirbt. Diese verhinderte bisher aus unterschiedlichen Motiven die Diskussion um den Krieg bzw. den Kriegsalltag in Deutschland. Die Motive hierfür sind noch nicht wissenschaftlich erfasst, können aber aus den Erfahrungen einer langjährigen Beschäftigung mit dem Thema abgeleitet werden. So wurde von vielen die latente Bedrohung des eigenen Lebens als eine derart schlimme Lebenserfahrung wahrgenommen, dass eine Auseinandersetzung in wenigen Fällen stattgefunden hat.

 

Auf der wissenschaftlichen Ebene war es sicherlich notwendig, zunächst die übergeordneten Themen zu bearbeiten. Angesichts des Leides, das vom nationalsozialistischen Deutschland ausging, erschien das Leid der Bevölkerung im Land der Täter marginal.

 

Die zeitgeschichtliche Beschäftigung mit den Bunkern, die vor Jahren einsetzte, stellte nur geringe Anforderungen an die Akteure. Es war zunächst notwendig, die Bauwerke und den Krieg im Alltag als Thema einzuführen. Dieser Vorgang war durchaus mit wenig fundierten Kenntnissen der Zeit des Nationalsozialismus möglich. Das erforderliche Wissen war von der Vielzahl der Menschen, die Ereignisse aus eigenem Erleben und den Erzählungen der Eltern kannten, in der Gesellschaft vorhanden. Heute hingegen muss die Vermittlung von Geschichte im Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus und die Bunkeranlagen auf der Grundlage von fundiertem historischem Wissen erfolgen.

 

Die Anforderungen haben sich vor allem geändert, da die NS Zeit für junge Menschen die Geschichte ihrer Großeltern ist. Sie ordnen diesen Zeitabschnitt wie andere Epochen ein. Für sie enthält die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus keine moralische Dimension mehr. Es existieren keine direkten Beziehungen, wie sie noch bei der 68er-Generation vorhanden war, deren Eltern in der NS-Zeit Täter hätten sein können.

 

Junge Menschen müssen vor allem die Frage stellen: Was bringt mir die Beschäftigung mit dem Thema für mein politisches Verständnis heute? Auf diese Frage muss derjenige antworten, der ein solches Angebot macht.

 

Über diese Frage hinaus gibt es bei jungen Menschen die Tendenz, einen Schlussstrich ziehen zu wollen. Diese Mentalität liegt nicht zuletzt in dem Überangebot an Information über die Zeit des Nationalsozialismus durch die Lehrer der 68er-Generation. Auch hierauf muss in angemessener Form reagiert werden.

 

Die historische Bearbeitung von Bunkeranlagen – insbesondere bei den Bauwerken aus der Zeit des Nationalsozialismus – ist zweigeteilt: Zum einen gibt es Geschichtsinitiativen, die ausgehend von der Alltagsgeschichte der Zeit des Nationalsozialismus, sich um die Standorte von Zwangsarbeiter- oder Konzentrationslagern bemühen. Diese Initiativen, die meist in die kommunale Kulturarbeit eingebunden sind, leisten eine an der historischen Forschung orientierte Geschichtsarbeit und verfügen oft über sehr gute pädagogische Konzepte wie z.B das Bunkermuseum in Hamburg Hamm.

 

Zielstellung

Geschichtsvermittlung, die an den Bunkeranlagen ansetzt, kommt die Funktion zu, ausgehend von den Bunkern, exemplarisch bedeutende Teilaspekte der jeweiligen politischen Verhältnisse anschaulich zu machen. Diese Aspekte dienen zur Bewertung der Politik in den behandelten Zeitabschnitten. Über anschaulich vermittelte Informationen hinaus, kann den Teilnehmern so die Fähigkeit aufgezeigt werden, eigene Urteile im Bezug auf diese und andere politische Sachverhalte zu bilden.

Im Folgenden sind die unterschiedlichsten Teilaspekte der Politik und politischen Zusammenhänge dargestellt, die mittels der Bunkeranlagen verdeutlicht werden können.

 

Alle Zeitabschnitte übergreifend

Es ist eine falsche Annahme, dass von z.B. Bürgermeistern oder anderen kommunalpolitisch Verantwortlichen Bunker aus humanitären Erwägungen für die Bevölkerung errichtet würden. Es sind die Militärs, die entsprechend der jeweiligen militärischen Strategien, den Bau von Bunkeranlagen veranlassen. Um zwei Beispiele zu nennen: So unterstand in der Zeit des Nationalsozialismus der Bunkerbau zunächst dem Reichsluftfahrtminister, der u.a. auch für den Aufbau der Luftwaffe als Waffengattung verantwortlich war. In der Zeit des Kalten Krieges stand die NATO hinter den Planungen zum Bau von Bunkeranlagen in den alten Bundesländern.

Bunker und Befestigungsanlagen sind bei ihrer Fertigstellung bereits militärisch überholt, da sich in der Zeit zwischen Planung und Ausführung die Militärtechnik weiter entwickelt hat. Anhand dieser Tatsache wird deutlich, dass eine wichtige Aufgabe von Bunkern eben nicht der allgemeine Schutz der Bevölkerung ist, sondern ihre propagandistische Funktion. Sie sollen suggerieren, dass die Zivilbevölkerung den Krieg schadlos überstehen könne. Angesichts der sich weiter entwickelnden Waffentechnik ist dieses jedoch falsch.

Die propagandistische Funktion wird schon an der Anzahl der bereitgestellten Bunkerplätze sowohl in der Zeit des Zeiten Weltkrieges als auch während des Kalten Krieges deutlich: In beiden Zeitabschnitten waren nur für weniger als 10 % der Bevölkerung überhaupt Schutzplätze vorgesehen bzw. vorhanden.

Das Leben unter Kriegsbedingungen folgt der Logik des Krieges, die mit den Vorstellungen von Humanismus nichts gemeinsam hat. So wird z.B. die Bevölkerung eines Nationalstaates in den militärischen Planungen seit dem Ersten Weltkrieg v.a. als Produktionsfaktor für die Rüstungsindustrie wahrgenommen. Hieraus sowie den Erfahrungen des Luftkrieges zwischen 1939 und 1945, leitet sich überhaupt ein entsprechender Schutzanspruch ab.

 

...mehr über die Geschichte der Bunker von 1933 bis heute

    

 

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